Pferdeosteopathie

Man begann die Osteopathie am Pferd zu übernehmen, nachdem am Menschen gute Erfolge erzielt worden waren.

Die Humanosteopathie wurde von Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917), einem amerikanischen Arzt begründet. Still besaß ein großes Interesse an  Mechanik .Im laufe der Zeit begann er eben diese Gesetze auf den menschlichen Körper zu übertragen .So kam er über diese Art der Betrachtung zu der Sichtweise, dass Krankheit und im Körper durch Imbalancen der mechanischen Strukturen entstehen, also durch Blockaden im Bewegungsapparat.

Die Untersuchung seiner Patienten erfolgte durch Abtasten der Wirbelsäule und der Gelenke des Körpers. Wurden Blockaden oder Versteifungen gefunden, beseitigte er diese durch Druck, Zug und Mobilisation. Dadurch verbesserte sich nicht nur  die Beweglichkeit der Patienten, sondern hatte auch der Einfluss auf organische Erkrankungen, wie z.B. Magen-Darm-Erkrankungen, Asthma etc.

Im Jahr 1917 brachte eine Schüler Stills ,die Osteopathie auf den europäischen Kontinent .Europa. Er gründete eine europäische Osteopathieschule in London.

In 1940 Jahren begannen erste Versuche, die Osteopathie aufs Tier zu übertragen. Der Siegeszug der Veterinärosteopathie begann in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, als der französische Tierarzt Dr. Dominique Giniaux begann verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Seitdem ist diese Therapieform „modern“ geworden.

Prinzipien der Pferdeosteopathie / Veterinär-Osteopathie

Die Pferdeosteopathie ist, eine ganzheitliche Heilmethode. Das heißt, man betrachtet das zu behandelnde Pferd als Ganzes.

Deshalb ist es auch nicht möglich „nur mal eben einen Wirbel einzurenken“. Wenn man das ursächliche Problem nichtbeseitugt, wird ei Wirbel in kürzester Zeit wieder blockieren.

Als Osteopath kommuniziert man mit dem Gewebe. Es wird der gesamte Körper abgetastet , die Beweglichkeit  eines jedes Gelenkeswird überprüft, um so auf die Ursache  der Erkrankung zu stoßen.

„Nur die Gewebe wissen“

  Rollin Becker, Osteopath

Für den Pferdeosteopathen ist es wichtig zu erkennen, auf welche Art und Weise sich Gelenke und Gewebe Ihres Pferdes bewegen.

Notwendig für einen Pferde-Osteopathen sind daher umfassende Kenntnisse der Pferde-Anatomie, Physiologie, Pathologie und der Biomechanik des Pferdes.

Ablauf einer osteopathischen Behandlung

Zunächst einmal wird sich die Osteopathin/der Osteopath durch die Krankengeschichte des Pferdes fragen. Es wird notiert, welche Probleme das Pferd hat und Ihnen werden Fragen zu Reitweise, Haltung, Fütterung und Vorgeschichte des Pferdes gestellt.

Man betrachtet das zu behandelnde Pferd  im Stand auf ebenem Untergrund betrachtet. Sind Asymmetrien in der Muskulatur und /oder den knöchernen Strukturen zu erkennen ?

Die Zähne sollten kontrolliert werden, denn mit und durch Zahnprobleme entstehen häufig Blockaden sowohl im Genick und /oder der Halswirbelsäule.

Nach der Adspektion im Stand wird das Pferd in der Bewegung  betrachtet.

Das Pferd wird von jeder Seite, von vorne und von hinten betrachtet um eine Ganganalyse zu erstellen.

Große Aufmerksamkeit gilt auch dem Hufbeschlag sowie Sattel und Zaumzeug.

Im weiteren Verlauf tatstet der Osteopath das Pferd von Kopf bis Fuß ab (Palpation). Es wird auf die Beschaffenheit des Fells und der Haut, den Spannungszustand der Muskeln, auf Verhärtungen und Schmerzhaftigkeiten, vermehrte Wärme oder Kälte, Verschiebbarkeit der Faszien, Narben geachtet .

Im weiterenAblauf der Untersuchung wird jedes Gelenk auf seine Funktion getestet. Das zu untersuchende Gelenk wird in die möglichen , zum Gelenk gehörenden Bewegungsrichtungen untersucht . Beispielsweise hat das Schultergelenk die Fähigkeit zur Beugung, Streckung, Innenrotation, Außenrotation, Abstellung nach Außen (Abduktion) und Abstellung nach innen (Adduktion). Das Ellenbogengelenk kann urgebeugt oder gestreckt werden .

Es werden immer die kontralateralen Gelenke verglichen. Wird zum Beispiel das rechte vordere Fesselgelenk getestet, vergleicht man die Beweglichkeit mit dem linken vorderen Fesselgelenk.

Die Beweglichkeit der Wirbelsäule kann mit Hilfe von Therapiestäbchen überprüft. Dies erfolgt mit sanftem der Empfindlichkeit des Pferdes angepasstem Druck. Nicht immer gibt der Druck durch die Therapiestübchen eine zufriedenstellende Antwort , da nach einer gewissen Zeit die Muskulatur hart wird und das Pferd die Unannehmlichkeiten erst einmal zu ignoriert. 

Durch die gesamte Untersuchung entsteht ein umfassendes Bild der Bewegungsmöglichkeiten dieses Pferdes.

Nun löst die Pferde-Osteopathin / der Pferde-Osteopath die Blockaden 

Kleinere Probleme verschwinden von selbst, wenn größere Blockaden gelöst werden.

Man beginnt  mit einer allgemeinen Mobilisation, bei der die Muskulatur gedehnt, und das betroffene Gelenk sanft mit bewegt wird. Häufig sind nach dieser Behandlung schon einige Probleme schon verschwunden.

  • Weitere Möglichkeiten sind:
  • Muskeltechniken, wie das Dehnen (gegen die Läsion) 
  • Entspannen (in Richtung der Läsion)
  • Impulstechniken wenig Kraft, wenig Amplitude und hoher Schnelligkeit (niemals über die Bewegungsgrenzen des Gelenks hinaus)
  • myotensive Techniken, bei denen man eine Spannung aufbaut und wartet, bis das Pferd das Gelenk selbst in Richtung der Läsion zieht
  • weiche Gewebstechniken (Massage, )
  • Faszientechniken
  • energetische Techniken (Akupunktur, Akupressur,.)
  • aktive Bewegungstherapie (reiten, longieren, Cavalettiarbeit, etc.)

Eine sanfte Vorgehensweise bei der Manipulation sollte im Vordergrund stehen! 

Es ist sinnvoll, dass nach etwa 8-14Tagen eine weitere osteopathische Behandlung des Pferdes erfolgt. 

Die behandelten Gelenke werden nachgetestet. Des öfteren zeigen sich Probleme, die von den bei der ersten Behandlung gelösten Blockaden überdeckt worden sind. Diese wiederum werden dann in der zweiten Sitzung behandelt.

Größere und vielschichtigere Probleme lassen sich häufig nur in mehreren Behandlungsgängen beheben.

Leider entstehen sehr viele Probleme durch:

  • nicht passendes Sattelzeug
  • falsches Reiten oder Longieren 
  • schlechte Haltungsformen. 
  • Hier ist die  Mitarbeit und Kooperation des Besitzers sehr wichtig! 

Wenn an den oben erwähnten Defiziten nichts geändert wird, bringt jede osteopathische Behandlung nur eine  kurzfristige Besserung.

Was sind eigentlich Blockaden?

Eine Blockade ist eine Bewegungseinschränkung innerhalb der physiologischen Bewegungsmöglichkeiten eines Gelenks oder Wirbels. Diese kann durch Spannungen der Gelenkkapsel, Verklebungen der Seitenbänder oder muskuläre Probleme verursacht werden.

Ein Brustwirbel hat die Aufgabe in Facettengelenken zu gleiten. Biegt sich das Pferd nach links, gleiten die Wirbelkörper um sehr wenige Millimeter  nach rechts um die Biegung nicht zu behindern. Im gleichen Augenblick rotieren die Dornfortsätze auch etwas nach rechts.

Verspannt sich das Pferd in dieser Bewegung oder wirken Kräfte von außen ein, wie z. B. bei einem Sturz, kann es vorkommen, dass ein oder mehrere Wirbel in der nach rechts verschobenen und rotierten Stellung arrettieren. Meist merkt der Reiter davon erst einmal nichts.

Die Probleme entstehen aus der Schonhaltung, die das Pferd mit der Zeit einnimmt.

Auch in und durch die Muskulatur können Blockaden hervorgerufen werden. Ist ein Pferd nicht aufgewärmt und gleitet mit einem Bein weg, wird die Muskulatur dabei übermäßig gedehnt. Es erhöht sich der Körpertonus  (die Anspannung) in dem oder den  betroffenen Muskeln, was zu einer Bewegungseinschränkungen führt (eine Muskelblockade).

Da dieser Vorgang oft nicht bemerkt wird, kann es zum „Muskelkettensyndrom“ kommen, wobei auch die Synergisten und Antagonisten der verkürzten Muskulatur leiden. Das Pferd wird stetig verspannter laufen und letztendlich an einer von der ursächlichen Verspannung weit entfernten Stelle lahm gehen.

Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, das ganze Pferd zu behandeln und nicht nur das augenscheinliche Problem!

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